2014 Ausbildungserfolg sichern

Schulabgänger können zwischen 350 Ausbildungsberufen und 13.500 Studiengängen wählen. Gleichzeitig konzentriert sich das Interesse auf wenige Ausbildungsberufe, zu viele Jugendliche brechen ihre Ausbildung oder ihr Studium ab. Die Jahrestagung SchuleWirtschaft 2014 ging daher der Frage nach, wie der Ausbildungserfolg gesichert werden kann und wie jugendliche Lebenswelten und berufliche Orientierung zusammenhängen.

Dr. Gerhard F. Braun

Die Perspektive der Wirtschaft

Dr. Gerhard F. Braun, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), betonte die Bedeutung von gelingender Ausbildung für die Wirtschaft. „Schon heute fehlen unseren Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte, insbesondere im MINT-Bereich. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche sei zu hoch. „Und jeder Ausbildungsabbruch ist mit individuellen, betrieblichen und gesellschaftlichen Kosten verbunden“, erinnerte der LVU-Präsident. Die Gründe hierfür seien vielfältig. Daher gebe es auch keine einfachen Antworten. „Mangelnde Informationen über die Anforderungen und die berufliche Wirklichkeit in dem Ausbildungsberuf können ausschlaggebend sein, manchmal aber auch enttäuschte Erwartungen, persönliche Konflikte oder Lebenskrisen.“

Hier gelt es, nach differenzierten individuellen Lösungen zu suchen und die Berufsorientierungsmaßnahmen entsprechend auszurichten. „Die Fragen ,Was kann ich‘ und ,Was will ich?‘ sollte jede Schülerin und jeder Schüler schon vor dem Beginn einer Ausbildung für sich beantwortet haben – unterstützt von Eltern, Schule, Berufsberatung und gestützt auf möglichst konkrete Erfahrungen, beispielsweise durch Betriebspraktika“, sagte Braun.

Staatssekretär Beckmann

Die Perspektive des Bildunsminsteriums

Staatssekretär Hans Beckmann betonte, dass das Thema für Schulen und Wirtschaft gleichermaßen bedeutend sei und unterstrich Brauns Aussage, dass jeder Ausbildungsabbruch einer zu viel sei. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs im Land messe die Landesregierung der Berufs- und Studienorientierung in den Schulen eine ganz wichtige Bedeutung bei. In dem Bewusstsein, dass eine erfolgreiche Berufswahl das Zusammenwirken aller Beteiligten erfordere, binde die Rahmenvereinbarung zur Studien- und Berufsorientierung zwischen der Landesregierung, der Landesvereinigung der Unternehmerverbände, den Kammern und der Bundesanstalt für Arbeit, auch alle Beteiligten und Betroffenen im Berufswahlprozess ein. Sie koordiniere und bündle die verschiedenen Aktivitäten. „Eine gute Berufsorientierung ist die Voraussetzung dafür, dass Jugendliche und junge Erwachsene aus dem immer breiter werdenden Angebot an Ausbildungs- und Berufsbildern die richtige Wahl treffen. Dabei ist es wichtig, die Fähigkeiten, Stärken und Schwächen der jungen Leute einerseits und die Realitäten in der beruflichen Praxis sowie die Wünsche der Arbeitgeber andererseits möglichst nah zusammen zu bringen“, hielt Beckmann fest. In diesen Orientierungsprozess gelte es zudem die Eltern möglichst intensiv einzubinden.

Neben diesen Orientierungshilfen unterstütze das Land die Berufswahl junger Leute durch ein sehr hohes Maß an Durchlässigkeit im Bildungssystem, durch das Angebot möglichst vieler Wege zur Weiter- und Höherqualifizierung wie beispielsweise die Öffnung der Hochschulen für beruflich Qualifizierte oder aber durch den Ausbau des Angebots an dualen Studiengängen, so der Staatssekretär weiter.

Als gemeinsamer Beitrag des Ministeriums für Bildung und SchuleWirtschaft Rheinland-Pfalz zur Glättung des Übergangs von der Schule in den Beruf stellte der Staatssekretär das Papier "Grundbildung sichern - Abbrüche vermeiden" vor. In diesem Ppier wird der Frage nachgegangen, weshalb so viele Auszubildende und Studierende an unzureichenden Mathematik-Kenntnissen scheitern und was dagegen getan werden kann.

Peter Martin Thomas

Was kommt nach der Generation Y?

Im Gegensatz zu früheren Generationen böte sich den heutigen Jugendlichen eine höhere Optionsvielfalt. Die Eigenverantwortung der jungen Menschen sei gestiegen und sie erlebten einen starken Leistungs- und Zeitdruck. Gleichzeitig führe die demographische Entwicklung zu einer Veränderung der Marktspielregeln.

Die junge Generation habe ein enormes Potential, das sie jedoch in unterschiedlichen Lebenswelten auslebe. In seinem Vortrag erläuterte Peter Martin Thomas, Leiter der Heidelberger Sinus-Akademie, die Ergebnisse der SINUS-Jugendstudie und die Handlungsmotivationen der verschiedenen Lebenswelten im Hinblick auf die Berufsorientierung.

„Jugendliche Lebenswelten unterscheiden sich in ihren Werten, ihrer Lebensweise und ihrer sozialen Lage“, erläuterte Thomas. Daraus ergäben sich unterschiedliche Zukunftsvorstellungen und Motive für die berufliche Orientierung. „Dieses Wissen können sich auch kleine und mittlere Betriebe zu Nutzen machen, in dem sie sich mit einem individuellen Profil für ihre gewünschte Zielgruppe als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.“

Es mache beispielsweise einen großen Unterschied, ob Handwerksbetriebe ihre Traditionsverbundenheit, ihr Engagement für ökologisches und nachhaltiges Wirtschaften oder ihre innovativen Design- und Produktideen in den Vordergrund stellen – obwohl es sich jeweils um den gleichen Ausbildungsberuf handelt.

Podiumsteilnehmer

Was können wir gemeinsam tun?

In der Podiumsdiskussion gaben Ralf Haug (IGS Landau), Peter Martin Thomas, Albert Heinen (RWE Rheinland Westfalen Netz AG, Saffig)  und Ulrike Mohrs  (Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen) vielfältige Impulse und Lösungsansätze, um jungen Menschen in der Berufsorientierung und der Ausbildung zu helfen.

Moderiert wurde die Diskussion von Doris John, Vorsitzende Schule von SchuleWirtschaft Rheinland-Pfalz.

 

Erwin Fries

VerA
(Verhinderung von Ausbildungsausbrüchen)

Ein Angebot der SES (Senior Expert Service) stellte Erwin Fries, Regionalkoordinator für die Region Koblenz vor.

VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) stellt Jugendlichen erfahrende Ausbildungsbegleiter zur Seite, die sie bei unterschiedlichsten Herausforderungen in der Ausbildung unterstützen. Die Ausbildungsbegleiter sind erfahrende Frauen und Männer im Ruhestand, die ehrenamtlich arbeiten.

Seit diesem Jahr kann VerA im Anschluss an die Berufseinstiegbegleitung an Realschulen plus und Integrierten Gesamtschulen mit einer Überlappungszeit von 2 Monaten eingesetzt werden, so dass für die Schüler ein gleitender Übergang von  der Berufseinsteigbegleitung zur VerA-Ausbildungsbegleitung erfolgen kann.

Das Angebot ist für Schulen, Jugendliche und Betriebe kostenfrei.