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Welt wird bunter – Übergänge zwischen Schule und Beruf für Flüchtlingskinder und Förderschüler vielfältig gestalten

Termindetails

Datum: 18. Mai 2016

Uhrzeit: 14:30 bis 17:00 Uhr

Ort: Berufsbildungszentrum Rheinbrohl der Handwerkskammer Koblenz Ruth-Dany-Weg 1, 56598 Rheinbrohl

Leitung: Yvonne Herber, Sabine Dunkel

Beschreibung

Die Welt wird bunter – Übergänge zwischen Schule & Beruf vielfältig gestalten

14.30 Uhr Begrüßung
Sabine Dunkel, Yvonne Herber (Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT)
Dilorom Jacka (Integrationskoordinatorin Stadt Neuwied)


14.45 Uhr Impulsreferat
Dr. M;arianne Wirth (Bundesagentur für Arbeit Neuwied)


15.15 Uhr Tabletalk - Expertengespräche
Nikolinka Georgieva (Flüchtlingsbetreuung, HWK Koblenz)
Dr. Holger Bentz (Fachkräftesicherung, IHK Koblenz)
Patrick Schmidt (ThyssenKrupp Rasselstein, Neuwied-­‐Andernach)
Josef Schmitz (REHA-­‐Berufsberatung, Bundesagentur für Arbeit)
Jürgen Wilk (Berufsschule für Jugendliche mit Förderbedarf, Heinrich Haus)
Kurt Wölwer (REHA-­‐Leistungsmanager, Heinrich Haus)


16.15 Uhr Die wichtigsten Fragen & Antworten
Zusammenfassung der Expertengespräche

17:00 Uhr Ende

 

Wie kann Flüchtlingskindern und Förderschülern der Übergang von der Schule in den Beruf erleichtert werden? Dies war das Thema der Frühjahrstagung des Arbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT Neuwied. Zu der Veranstaltung im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer in Rheinbrohl kamen Experten aus Wirtschaft, Schulen und Behörden zusammen, um wertvolle Informationen geben und mitnehmen zu können.

Will ein Unternehmen einen Flüchtling einstellen oder in ein Praktikum übernehmen, gibt es ganz unterschiedliche Aspekte zu beachten. So informierte Dr. Marianne Wirth von der Bundesagentur für Arbeit über die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten und Ansprechpartner. Ist der Flüchtling z. B. Asylbewerber oder Asyberechtigter, Geduldeter oder Kontingentflüchtling? Von der Antwort hängt ab, ob eine Einstellung überhaupt möglich ist und welche Behörden informiert werden müssen oder Hilfestellung geben können. Doch auch das Land, aus dem der Geflüchtete kommt, kann dabei eine Rolle spielen. Für geflüchtete Jugendliche, die im Rahmen ihres Schulbesuchs ein Praktikum absolvieren, gelten dagegen diese Auflagen oder Unterstützungsmöglichkeiten nicht.

Nikolinka Georgieva, die Flüchtlingsbeauftragte der HWK, legt Wert darauf, dass grundsätzlich alle Berufe auch für Flüchtlinge offen stehen. Auch wenn es in der Nahrungsmittelbranche und in den Bauberufen eine verstärkte Nachfrage nach Arbeitskräften gibt, heißt das nicht, dass Flüchtlinge auf diese Branchen beschränkt werden sollten. Ob ein Praktikum oder eine Ausbildung erfolgreich sind, hängt ihrer Erfahrung nach immer von dem Engagement beider Seiten ab – sowohl des Betriebes als auch des Beschäftigten.

Von ThyssenKrupp Rasselstein gab Patrick Schmidt, der als Ausbilder in den letzten Jahren auch Flüchtlinge betreut hat, Erfahrungen aus erster Hand wieder. Trotz hoher Motivation der Praktikanten genügen die vorhandenen Sprachkenntnisse meist zunächst nicht für eine Ausbildung. Daher rät er Betrieben dazu, Migranten nach einem viel versprechenden Praktikum erst in eine Einstiegsqualifizierung zu übernehmen. Der Bewerber hat dann noch ein Jahr Zeit, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und fachsprachliche Ausdrücke kennen zu lernen. Nach Ablauf dieses EQJ kann das Unternehmen das Risiko besser einschätzen, bevor es einen Ausbildungsvertrag schließt.

Dr. Holger Bentz, der Flüchtlingsbeauftragte der IHK, ist dieser Hinweis besonders wichtig. Denn Flüchtlinge brauchen seiner Erfahrung nach mindestens ein bis zwei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland, damit sie überhaupt die notwendigen Sprachkenntnisse für ein EQJ mitbringen. Ihr Sprachstand liegt dann in der Regel auf dem Niveau B1, womit der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Sprachkurs nach 900 Stunden meist abschließt. Ähnliche Erfahrungen machen auch die Schulen. Auch hier bringen die meisten Schüler erst nach zwei Jahren die notwendigen Sprachkenntnisse mit, um am regulären Unterricht teilnehmen zu können. Für eine Ausbildung müssten die Sprachkenntnisse aber mindestens Niveau B2 erreichen. Deshalb favorisiert die IHK ein EQJ mit begleitenden Sprachkursen.

Die Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Neuwied, Dilorom Jacka, sieht hier ebenfalls Handlungsbedarf: „Zwischen dem Abschluss der Integrationskurse mit dem Sprachniveau B1 und dem für die Aufnahme einer Ausbildung notwendigen Niveau 2 klafft eine Lücke.“ Auch sie ist für die Flüchtlinge in Neuwied auf der Suche nach Angeboten und Projekten, welche diese Lücke schließen könnten.

Für Kurt Wölwer, den REHA-Manager des Heinrich-Hauses, steht fest, dass der Facharbeitermangel weder mit Migranten noch mit Fachpraktikern gelöst werden kann – höchstens lasse er sich damit dämpfen. Allerdings könnten einzelne Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen eine Chance im Rahmen einer verzahnten Ausbildung geben, konkreten Nachwuchssorgen damit begegnen. Menschen mit einem geistigen oder körperlichen Handicap können im Berufsbildungswerk des Heinrich-Hauses in ca. 30 Berufen eine Ausbildung machen, im Rahmen derer sie in Kooperationsbetrieben auch die betriebliche Wirklichkeit kennen lernen. Das Heinrich-Haus unterstützt aber nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Unternehmen, denn: „Der Unterstützungsbedarf von Betrieben bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund ist sehr hoch.“

Die Berufsschule des Heinrich-Hauses bietet ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) für Schüler mit besonderem Förderbedarf an. „Flüchtlinge sind bisher nicht darunter“, sagt Jürgen Wilk. Doch im Sommer startet die erste Klasse mit einer zusätzlichen Sprachförderung.

REHA-Berufsberater Josef Schmitz legt Wert darauf, dass die Leistungen der BA hinsichtlich Förderung oder ausbildungsbegleitender Hilfen unabhängig vom Flüchtlingshintergrund gewährt werden. Ausschlaggebend seien lediglich ein gesicherter Aufenthaltsstatus und eine vorliegende Behinderung.